Thai- und Kickboxverein D`Amato eröffnet Gym in Wilhelmsburg

Von li.: Clemens Rating, Heinz Weiss, Michael Weinreich, Riccardo D´Amato und Kesbana Klein im neuen Gym
Von li.: Clemens Rating, Heinz Weiss, Michael Weinreich, Riccardo D´Amato und Kesbana Klein im neuen Gym

Das neue D’Amato Gym für Kick- und Thaiboxen ist etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil es der einzige Kick- und Thaiboxverein in Wilhelmsburg ist.

 

Er ist auch aufgrund seines Konzeptes und des Teams, das dieses Konzept verkörpert, besonders. Die beiden Persönlichkeiten Riccardo D`Amato und Heinz Weiss– ein Sportler und ein Bildungsberater, die sich hervorragend ergänzen – machen den Verein groß.

 

Dazu Michael Weinreich (MdHB) "Die Suche nach einer besseren räumlichen Situation gestaltete sich schwierig und daher freue ich mich, dass ich bei der Verhandlung mit Sprinkenhof helfen konnte und wir heute den Einzug feiern können. Jetzt sind wir endlich in den Räumen, wo das D’Amato Gym seine Heimat hat. Hier auf 233 m² ist alles, was sie brauchen. Sie haben die Möglichkeiten auf die Jugendlichen einzugehen und mit ihnen zu sprechen, sie in allen Bereichen ihres Lebens zu unterstützen. Dieses Gym ist so auch ein Anlaufpunkt und Aufenthaltsort für alle Menschen aus Wilhelmsburg.

 

Der Namensgeber des Verein: Riccardo D’Amato ist einer der bekanntesten Thai- und Kickboxtrainer Deutschlands. Er hat diesen Sport über Jahre hinweg in Deutschland bekanntgemacht und vorangebracht, u.a. als einer der Mitbegründer des Muay Thai Bundes Deutschland.

 

Als Sportler und Kämpfer kann er auf eine beeindruckende Karriere mit zahlreichen Erfolgen zurückschauen: Über fünf Jahre die ungeschlagene Nr.1 in seiner Gewichtsklasse der Thaibox-Rangliste, deutscher Meister im Muay Thai, deutscher Meister im Kickboxen. Auch international hat er sich in dem Sport einen Namen gemacht. So war er Vizeeuropameister im Kickboxen und verteidigte in der Weltrangliste den neunten Platz. Mit 31 Jahren beschloss Riccardo D’Amato seine aktive Laufbahn zu beenden und seine Erfahrungen an interessierte Kinder und Jugendliche weiterzugeben. Das hat er gemacht: Als erfolgreicher Trainer, der sich hauptberuflich seinem Sport und der nächsten Generation widmet.

 

Riccardo D’Amato ist das Vorbild für die jugendlichen Sportlerinnen und Sportler im Verein und wird aufgrund seines Erfolges respektiert. Die Jugendlichen schauen zu ihn auf und nehmen sich seine Worte zu Herzen. Diese Autorität braucht es und er nutzt sie auch, um den Jugendlichen in anderen Bereichen zu helfen. So sagt er mit Überzeugung: „Wir haben schon einige Jugendliche beruhigen können. Die haben sich verändert, ein Unterschied wie Tag und Nacht.“ Auch das ist eine wichtige Aufgabe dieses Sports!

 

Der andere Teil des Teams ist Heinz Weiss.

Der hauptberufliche Bildungsberater arbeitet seit 2005 mit „schwierigen Jungs“. Früher beim SBB und jetzt in der Schule Stübenhofer Weg in Kirchdorf-Süd beim Programm BOB (Beratung-Orientierung-Begleitung). Die Arbeit als Bildungsberater macht er mit Leidenschaft und schlichtet beispielsweise an Runden Tischen bei Problemen zwischen Schülern, Eltern und Lehrern.

 

Früher sei er ein richtiger Bengel gewesen, sagt Heinz Weiss über sich selbst. Zigaretten, Alkohol, andere Drogen. Die Schule habe er geschwänzt. Seine eigene Biographie habe ihn gelehrt, welche Bedeutung Sport haben kann und wie wichtig es für Jugendliche ist, ein Ziel, Erfolg und Vorbilder zu haben.

 

Er kam mit 15 Jahren zum Kickboxen, habe es bis in die Nationalmannschaft geschafft und konnte auch viele andere Siege auf seinem Konto verzeichnen – regional sowie auch national. Er sagt über sich selber, dass er durch den Sport anders geworden ist und dass es der Sport war, der seinem neuen Leben ein Kapitel hinzugefügt hat. Er kenne die Situation, in der einige Jugendliche in Wilhelmsburg sich befinden aus eigener Erfahrung und könne durch diese und seine berufliche Qualifikation ganz anders auf diese Jugendlichen zugehen, als viele Eltern oder Lehrer.

 

Die Theaterautorin Christiane Richers hat die Lebensgeschichte von Heinz Weiss in dem Stück „Spiel Zigeunistan“ verarbeitet, das u.a. im Thalia-Theater aufgeführt und als Klassenzimmerstück für Hamburger Schulen adaptiert wurde.

 

Der Verein, der sich erst in Hamburg Wandsbek entwickelte, hat heute seine neue, richtige Heimat in den Räumen im Veringhof 9 gefunden. Damit endet für Riccardo D’Amato, Heinz Weiss und die Sportlerinnen und Sportler des Vereins hier in Wilhelmsburg eine Zeit der Provisorien. Seit 2010 ist DÁmato Gym in Wilhelmsburg aktiv. Bis 2013 immer nur in Provisorien, dann im Sprach- und Bewegungszentrum – die Räumlichkeiten konnten aber immer nur für einzelne Stunden genutzt werden.

 

Diese Situation war für das Konzept nicht befriedigend, denn mit dem Verein wollen die beiden mehr als nur Sport machen. Sie wollen Grenzen überwinden. So trainieren beispielsweise Kinder, Jugendliche und Erwachsene zusammen und die Sportlerinnen und Sportler haben verschiedene ethnische Wurzeln: Sinti, Roma, Türken, Deutsche und alle anderen Menschen sind bei Ihnen willkommen und machen zusammen Sport.

 

In dem Verein wird Sport auch als Erfahrung zur Stärkung des Selbstwertgefühls und des Respekts vor sich und anderen gelebt. Es geht darum, seine Energie für etwas Sinnvolles nutzen. So arbeitet Heinz Weiss beispielsweise auch mit einem Wilhelmsburger Kinderarzt zusammen, der Kinder mit Konzentrationsschwierigkeiten oder ADHS zu ihm zum Training schickt.

 

Das Konzept funktioniert und wird gebraucht. Es gibt auch schon einige Erfolgsgeschichten, die der Stadtteil Wilhelmsburg diesem Engagement und dem Sport verdankt. 

Der heute 30 Jahre alte Mustafa aus Wilhelmsburg sagt, dass der Sport ihn von der Straße geholt habe. Mustafa war arbeitslos geworden und ließ sich gehen. Mit dem Training kam die Motivation zurück. Er habe begonnen, Bewerbungen zu schreiben. Ohne diesen Sport hätte er es wohl schleifen lassen. Heute arbeitet er als Containerschweißer – und hat seinen Körper wieder in Form gebracht.

 

Das Entscheidende hier ist, dass die Aggression in den Ring gehört und nicht in den Alltag. Dieses Modell funktioniert und es ist wichtig, dass es solche Angebote im Stadtteil gibt: Sie sind niedrigschwellig und helfen den betroffenen Kindern, Jugendlichen und Erwachsen auf eine fast spielerische Art, ihre Probleme zu lösen und – so wie im Fall von Mustafa beispielsweise – wieder in die Spur zu kommen.

 

Diesen Sport zu erlernen erfordert Disziplin, Ehrgeiz und Durchhaltevermögen. Dies sind auch die Charaktereigenschaften, die man im Leben draußen braucht und so durch den Sport vermittelt werden.

 

Für das D’Amato Gym war es nicht einfach, sich in Wilhelmsburg zu entwickeln. Die Sportlerinnen und Sportler trainierten die meiste Zeit in Provisorien. Deshalb hat die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte 2016 auch einen faltbaren Boxring gestiftet, damit wenigstens der Aufbau schneller wird. Kesbana Klein, die Wilhelmburger SPD-Abgeordnete in der Bezirksversammlung Hamburg Mitte setzte sich hier sehr ein.

 

Das Ganze wäre aber nicht möglich gewesen ohne die vorbildliche finanzielle Unterstützung von Clemens Rating, der das Konzept von Herrn D’Amato und Herrn Weiss so überzeugend und wertvoll findet, dass er es als Sponsor unterstützt und ermöglicht.      


Pressestimmen dazu:

Hamburger Abendblatt Harburg Stadt vom 04.04.2017 Seite 3
Hamburger Abendblatt Harburg Stadt vom 04.04.2017 Seite 3

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